Zwei Ansätze im Roboterjournalismus kämpfen um Gold

Roboter spielt Fußball

Noch vor zwei Jahren war automatisch erstellter Inhalt im deutschsprachigen Raum fast ausschließlich bei Produktbeschreibungen zu finden: die “Betextung” von Winterreifen ist halt einfacher, als einen lesenswerten Fußballbericht von einer Software verfassen zu lassen. Seit einem Jahr werden immer mehr Wetter-, Börsen- und eben auch Sportberichte von emotionslosen Roboteranwendungen verfasst, denen emotionale Elementen von Programmierern mühsam beigebracht werden müssen. Fußball funktioniert nur mit Dramatik und Emotion, diese aber sind aus Datensätzen nicht einfach zu konstruieren. Jetzt aber kommt schon eine weitere Entwicklung, die die Zahl von Algorithmen verfasster Inhalte weiter wachsen lassen wird: “Do-it-yourself-Robotjournalism“.

Zur Zeit überwiegt noch das Projektgeschäft: ein Dienstleister in dem Bereich Computertexte bekommt einen mehr oder weniger klar definierten inhaltlichen Wunsch, das Entwicklerteam schliesst sich für mehrere Wochen ein und am Ende bekommt der Kunde schlüsselfertige Inhalte, die nur noch in das ContentManagementSystem integriert werden müssen. Oder die gleich auf einer Seite des Kunden veröffentlicht werden. Der Vorteil: bis die Inhalte publikationsfähig sind hat der Kunde keinen bis geringen zeitlichen und personellen Aufwand. Der Nachteil: die Abhängigkeit von dem Inhaltelieferanten als Dienstleister liegt bei 100%. Das gilt besonders für alle Änderungen und Ergänzungen, die als Sonderwunsch bezahlt werden müssen. Eigenes Knowhow wird nur sehr wenig aufgebaut.

Immer stärker holt jetzt “AutomatedContentSoftware” auf, bei denen der Kunde selbst mit einer Standardsoftware Inhalte aus Daten schafft. Diese Möglichkeit wurde vor gar nicht solanger Zeit noch belächelt, weil es kaum vorstellbar schien, dass sich Redaktionen die Zeit nehmen, selbst an der Wort- und Textqualität einer Automatisierungssoftware zu “schrauben”. Inzwischen arbeiten bereits renommierte Großverlage daran, mit einer solchen Basissoftware eigene, automatisch erstellte Inhalte zu schaffen. Noch gibt es die typischen Unzulänglichkeiten einer neuartigen Softwaregeneration, aber der Wunsch, dieses Werkzeug in der eigenen Redaktionen unter der eigenen Hoheit zu haben, löst derzeit eine erhebliche Nachfrage aus.

90% aller Nachrichten werden im Jahr 2022 automatisch erstellt sein – die BBC dürfte mit dieser Prognose Recht behalten. Denn auch Pferdeportale werden aus ihren bis zu 40.000 Einzelportraits prominenter Vierbeiner, die bislang oft nur als “Datenblatt” existieren, gerne Texte machen lassen, die sich dann auch noch mit jedem gewonnenen Wettkampf automatisch aktualisieren.

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