Chatbots können regionale Zeitungen retten

Viele lokale und regionale Zeitungen haben ein lange, sehr lange Geschichte. 415 Jahre ist es her, dass eine Zeitung zum ersten Mal gedruckt wurde, die über viele Wirrungen letzendlich die heutige “Hildesheimer Allgemeine Zeitung” wurde. “Zeitungskrisen” gab es in den vergangenen 400 Jahren schon einige, der aktuelle Bruch in der Kommunikation wird allerdings etliche jahrzehntelange (Erfolgs)-Geschichten für immer beenden. Müsste nicht sein.

Eine der vielen Zwischenstufen zur heutigen “Hildesheimer”

Wenn ein Anrufer morgens um 3:00 anruft ist es entweder ein Freund, der nach einer Weihnachtsfeier jedes Zeit&Raum-Gefühl verloren hat oder ein mittelständischer Verleger aus Minnesota, der eine spontane Idee sofort besprechen möchte und das deswegen mit den Zeitzonen nicht so wichtig nimmt. “I need a chatbot” war seine klare präzise Vorstellung und er fügte erklärend hinzu: “Denn wenn es jemanden gibt, der alles über diese Region weiß, dann sind wir das“. Wir hatten bis zu diesem Anruf nicht zwingend darüber nachgedacht, ob eine Zeitung in diesem Bundesstaat der 10 000- Seen einen Chatbot brauchen könnte. Inzwischen läuft der Prototyp und es wird gut. Das sich eine regionale Zeitung überhaupt mit einer solchen Idee beschäftigt liegt natürlich auch am “Minnesota Historical Society’s newspaper digitization program“, dass ziemlich einzigartig ist.

Bis heute unvergessen: Korruption in Minnesota
Korruption in Minnesota: Verbindungen bis heute?

Diese regionale Zeitung in der Nähe von Saint Paul unterscheidet sich nicht von anderen Zeitungen dieser Region: eine Auflage von unter 100,000 Exemplaren, von Jahr zu Jahr sinkend, Digitalumsätze können wegsterbende Abonnenten nicht ausgleichen. Das Anzeigengeschäft ist schon lange weg, dorthin, wo es auch in Europa gegangen ist: zu Google, Facebook, amazon, ebay. Aber in Unterschied zu anderen Zeitungen erinnerte sich die Redaktion daran, warum sie über viele Jahrzehnte hatte erfolgreich sein können. Wegen der Inhalte. Nicht wegen der Anzeigen. Warum braucht Google die Medien, was ist der einzige Grund dafür? Weil es ohne kostenlose Medieninhalte bei Google kaum Suchanfragen geben würde. Und damit kein Reichweite für Anzeigen.

Was ist, wenn wir unsere Inhalte so attraktiv machen, dass wir einen Teil des Anzeigengeschäfts zurückholen können?”. Womit kann eine Zeitung attraktiv sein, egal auf welchem Kanal, auf welcher Plattform, ob alexa, siri, whatsapp? Mit dem Zugang zu Informationen, die sonst nicht zu bekommen sind. Mit den Google Snippets wissen 90% der Menschen kostenlos ausreichend über die großen Themen Bescheid, aber nicht über regionale oder sogar lokale Themen. Nur, wie kann man diesen Schatz hebn, ihn nicht nur zugänglich machen, sondern ihn sogar heben? Diese Informationen stehen doch alle bei Wikipedia? Bei Wikipedia stehen willkürlich ausgewählte Informationen, die im lokalen Bereich zumeist hoffnungslos veraltet sind. Wer einmal auf einem Wikipedia-Treffen war, wird diesen selbsternannten Gralshütern ohnehin nichts mehr glauben. Lokalzeitungen dagegen haben in allen Umfragen die höchste Vertrauenswerte!

Wo finde ich eine Antwort darauf, ob dieser eine, nicht fertig werdende Highway (so etwas gibts auch in Minnesota) wirklich schon seit 20 Jahren fertig gewesen sein sollte? Stimmt es, dass Nachfahren des korrupten Albert Alonzo “Doc” Ames, dem legendären Bürgermeister von Minneapolis, immer noch Einfluß in der Region haben? Es gab wirklich einmal eine Autofabrik in der Gegend? Wie ist die aktuelle Bevölkerungsprognose und wie werden sich die Farmlandpreise entwickeln? Die regionale Zeitung hat über alles schon einmal geschrieben – und es dann im Archiv verschwinden lassen.

Eine ähnlich große Zeitung in Norddeutschland sagte mir, die Verleger würden rund 80-120.000Euro im Jahr für Unternehmensberater ausgeben, wegen digitaler Transformation und so. Die Zeitung in Minnesota wird für weniger Geld bald wieder Dreh- und Angelpunkt des lokalen und regionalen Informations-Highways sein (der wirkliche Highway spielt in der Gegend eine sehr große Rolle). Viele Tausend Artikel werden logischerweise vollautomatisch klassifiziert, die Texte analysiert und aus den Analysen werden soviele Informationen extrahiert, dass selbst alexa und ein chatbot in Zukunft alle Fragen beantworten kann. Die von zahlenden Nutzern. Und einige Werbetreibende interessieren sich dafür, bestimmte Kategorien zu promoten. I<

Inzwischen werden alle Inhalte von Anfang an so abgelegt, dass sie alexa-siri-chatbot-fähig sind. Die Zeitung brauchte nicht einmal eine Unternehmensberatung für dieses Projekt, dass natürlich nicht 100% der Anzeigenverluste zurückholen wird. Aber das aus Inhalten mehr herausholt und Inhalte waren die Ursprungsidee vieler Publikationen. Habe ich mal in einer Zeitung gelesen.

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