Woow – Medientage München identifizieren Video und Mobile als Trend
Da ging schon ein Raunen durch die Massen, als auf der wichtigsten deutschen Medientagung mehrfach (!) konstatiert wurde, daß das mobile Internet, Video und die Leser selbst wichtige Trends seien! Nun hört man das zwar seit ungefähr 6 Jahren ( 6 Digitaljahre = 20 Lebensjahre) und langsam könnte man erwarten, dass aus dieser Erkenntnis etwas erwächst, möglicherweise sogar etwas, was mit Journalismus zu tun hat. Die mobile Suche nach einem passenden Zwergdackel für den eigenen ist zwar auch “irgend etwas mit Inhalt”, bringt Medien von ihrer ursprünglich einmal gedachten Funktion her aber nicht unbedingt weiter. Er wolle “am liebsten nicht einmal Reisen verkaufen”, betonte ein leitender Redakteur der WELT, dessen eigenes Medienhaus gerade im Fluchttempo den Markt für journalistische Produkte verlässt. Und – so die FAZ – man müsse endlich etwas über den einzelnen Leser wissen! Man wisse nischt bislang, nur die Kontonummer! Ehre der FAZ, denn dass sich bislang Redakteure nie darum gekümmert haben, wer ihre Seiten liest war zwar allen klar, aber niemand hätte es auszusprechen gewagt. Dies nun wirklich ein Schritt nach vorn! Das der ZDF-Intendant bei der “Elefantrunde” nur wenig sagte, war angesichts der fehlenden Innovationskaft dieser Runde möglicherweise der vielsagendste Kommentar.
Alles Bewegtbild bitte: war das nicht schon mal?
Der ehemalige TV-Nutzer wird gar nicht mehr unterscheiden, ob er das sogenannte TV oder ein Internetangebot nutzt – zur Zeit werden von Internetkonzernen und Geräteherstellern beauftragte Studien mit dieser radikalen Aussage bevorzugt verschickt, es geht auf Weihnachten zu und mit internet-fähigen “Fernsehern” lässt sich noch eine vernünftige Marge erzielen. Ohne großen qualitativen Unterschied wurde diese Medienkonvergenz übrigens schon 1999 von Forrester Research zum unbedingt wichtigsten Medien-Trend des Jahres 2000 erklärt, vielleicht klappt es ja diesmal… Eines wird wieder nicht klappen: auch diese “Entwicklung” hat nichts, aber auch so gar nichts mit innovativen Medieninhalten zu tun. Nach der x-ten compilation der besten russischen Autounfälle (bei Zugverspätungen ein immer gutes Therapeutikum) und verwackelten “Mein Nachbar fällt von der Leiter”-Videos wird schnell klar, dass es lediglich mehr bewegten Schrott im Internet gibt, für journalistische Beiträge zahlt niemand, nicht der Nutzer, nicht die Medien, niemand.
Goldene Zeiten für die Medien kommen
Sein Name ist programmatisch: der mediale Branchendoktor Ken Doctor sieht goldene Zeiten für die Medien kommen, wenn denn hochwertig multimedial erzählt werde. Außer der ZEIT macht das in Deutschland niemand, hier wurde also ein gewaltiges Potential ungenutzer Chancen beschrieben. Vielleicht ist das aber auch in einem Land einfacher, in dem gerade und zum wiederholten Male 5 Stiftungen Journalismus-Studenten viele Millionen Dollar zur Verfügung stellen um neue Wege des Journalismus auszuprobieren und ein Versandhaushändler für 250 Millionen Dollar investigative Medienplattformen entwickeln will. In Deutschland soll es ja auch mal eine Nachrichtenagentur gegeben haben, die den edlen Spendern dann nur schnell zu teuer wurde.
Nächstes Jahr, bei den Medientagen 2014, werden diese drei Megatrends eine wichtige Rolle spielen: Mobiles Internet, Bewegtbild und die Leser! Wetten?

