Bei einem zufälligen Gang mit dem Gründer und Inhaber durch seine Montagehalle – „da gibt’s eh nix zu sehen“ – fielen mir abreisefertige, große Holzkisten mit einer Adresse in arabischen Schriftzeichen auf. Kurz und knapp hieß es, daß es sich um einen Teil der neuen Betriebsfunkausrüstung für die Straßenbahnen in Kairo handelt, „aber wen soll das denn interessieren?“
Als Reporter des NDR in der eher ländlichen und vor allem von unterschiedlichen Kohl- und Rübensorten geprägten Region „Mittleres Südwest-Schleswig-Holstein“ hätte ich etwas gegeben für einen Mittelständler, der aus der Provinz heraus dazu beiträgt, daß der öffentliche Nahverkehr in einer weit entfernten, islamischen Millionenmetropole nicht völlig zusammenbricht. Diese Steilvorlage des wenig kommunikativen Gründers konnte verwandelt werden und nach dem auch das ägyptische Staatsfernsehen über die neuen Funkgeräte aus Deutschland in den alten Strassenbahnen berichtete rang sich der Firmenchef ein „Naja, vielleicht haben wir ja doch ab und zu mal was für die Medien“ ab.

Dieser Nachwuchsreporter in Ihrem Unternehmen würde Dutzende von interessanten Geschichten entdecken
„Branded Journalism“ ist eigentlich ganz einfach: mit sehr wachen, journalistischen Augen durch Unternehmen, Ministerien und Verbände gehen und Geschichten entdecken: spannende Mitarbeiter mit exotischen Hobbies treffen, die Details einer Produktentwicklung multimedial begleiten (und nicht nur das Ergebnis in einer Pressemitteilung „vermelden) und den CEO dort treffen, wo ihn niemand je zuvor vermutet hatte: bei einem Skatabend mit Kumpel in einer etwas angeschmuddelten Kneipe (der Name der Kneipe wird natürlich nicht genannt).
Solch ein „Content Marketing“ verzichtet auf Produktempfehlungen und nennt den Namen des Unternehmens höchstens einmal. In den hauseigenen Publikationen, in „klassischen“ und digitalen Medien einschließlich TV und Funk wird so das aufgebaut, was für Marken am Wichtigsten ist: Vertrauen und Sympathie.