Der letzte Geschichtenerzähler der Welt will weitermachen!
Wenn ein freiberuflicher Korrespondent von Associated Press nicht irrt, dann wird der vermutlich letzte Geschichtenerzähler der Welt seine Arbeit bald wieder aufnehmen: im Al Nawfara Coffeehouse von Damaskus, nicht weit von der Ummayad Moschee. Wer aus dieser lebhaften, lauten Strasse in das Kaffeehaus kam, in dem sich offenkundig seit vielen Jahren und Jahrzehnten nichts geändert hat, konnte dort mit etwas Glück kurz nach Sonnenuntergang Abu Shady treffen, dem vielleicht letzten wirklichen Geschichtenerzähler, in dritter oder vierter Generation. Ein Hakawati, der letzte Syriens, vielleicht der Letzte überhaupt. Natürlich auch umgeben von Touristen, aber nie wegen der Touristen, Abu erzählte und las und – unterbrach seine Arbeit aufgrund des Krieges in seinem Land. Seine Geschichten fesseln und selbst mit mittelmäßigen Arabischkenntnissen konnte man ihm folgen, weil er mit dem ganzen Körper erzählte, mit Mimik, Gestik und die Geschichten wahr und lebendig werden liess. Die ersten 60sec von diesem Video reichen schon, auch ohne Arabisch zu können: http://bit.ly/1aes4lg
Ich habe Abu Shady bei meinem letzten Besuch gefragt, wann seine Familie begonnen hat, mit dem Geschichten erzählen in diesem Cafe. “Irgendwann vor ein paar hundert Jahren” war die konkreteste Antwort, die ich je bekam. Sein Sohn steht schon bereit, er ist vor dem Stuhl seines Geschichten erzählenden Vaters, zwischen den Tee trinkenden und Wasserpfeife rauchenden Männern aufgewachsen. “Geschichten wird es immer geben und es wird immer Menschen geben, die die Geschichten hören wollen”, ist die feste Überzeugung von Abu. Bald will er wieder in seinem Stuhl sitzen und “story telling” für kriegsmüde Damaszener bieten

