Category Archives: Die Zukunft der Kommunikation

Zu viel Kommunikation?

Der Geist aus der Flasche: jederzeit, oft kostenlos, Zugriff auf “Kommunikation”. Was immer das (noch) ist. Was es zumindest nicht mehr ist, scheint klar: mehr oder weniger verläßliche Informations-Straßen, die von professionellen Highway-Erbauern (“Journalisten”) ausgerollt wurden. Mit Möglichkeiten, abzubiegen oder Nebenstrassen zu entdecken. Stimmt gar nicht, rufen immer mehr, diese Informationsstraßen waren ja gar nicht verläßlich, die Erbauer folgten einer geheimen Agenda, die nur sie selbst kannten, es waren fake-Straßen, fake- Medien. Welche Machenschaften, welche ominösen Absprachen dieses massenhafte Verbreiten von “fake-news” befördert haben sollen, darauf gibt es keine Antwort. “Die” waren es, so einfach.

Doch selbst die, die  noch an das Bemühen einer einigermaßen großen Redlichkeit im Journalismus glauben, stehen verwirrt in einem Meer aus Informationen, denn der Ersatz für die “Gatekeeper”, die Führer durch die immer mehr werdenen Informationen, ist noch nicht gefunden. Kann journalistische Unabhängigkeit mit allen ihren Einschränkungen durch IBM Watson basierte Algorithmen ersetzt werden? Können andere Formen künstlicher Intelligenz ein objektives “das-ist-wirklich-wichtig” definieren? Oder schaffen gerade Entwicklungen wie KI zum Schluß zwar eine neue, hochprofessionelle und fehlerfreie Info-Welt, in der aber keine inhaltlichen Nebenstraßen mehr entdeckt werden, weil die Software ohnehin weiß, was das Individium hauptsächlich interessiert und was nicht?

Dem Journalismus geht in den nächsten Jahren noch viel mehr das Geld aus als ohnehin schon. Mit jedem erfolgreichen “delivery service” hat nicht nur der stationäre Einzelhandel verloren, sondern auch die Medien. Amazon und lieferando und foodheroes brauchen weder eine gedruckte Zeitung noch ein Portal mit teuer erstellten, redaktionellen Inhalten, um gefunden zu werden, Google reicht völlig. Die Suchmaschine wird zwangsläufig in den nächsten Jahren die astronomischen Gewinne weiter steigern, denn die Suchplätze für “Pizza-Schuhe-Schmuck-Babysitter-Bringdienst” werden immer teurer verkauft werden, weil es keine alternativen Werbeformen mehr gibt. Rest-Redaktionen werden durch “content marketing” ersetzt, vielleicht stellt die Nachrichtenagentur Reuters noch einige hundert mehr Hilfsredakteure in Indien ein, die von dort über mitteltständische Unernehmen in Wisconsin berichten.

Zwei Hoffnungsschimmer gibt es immerhin: mit sehr gutem Journalismus werden zumindest die ganz großen Medientitel noch einige Jahre überleben können, allerdings gelesen nur noch von einer kleinen Minderheit an Diskussion und Diskurs interessierter Bildungsmenschen. Und die künstliche Intelligenz wird möglicherweise selbst dazu beitragen, dass Wissenwertes nicht in Datenkellern vemodert, sondern nach draußen dringt, als Text, Video, Bild.